Soziale Einsamkeit – das unsichtbare Gefühl des Alleinseins Soziale Einsamkeit ist kein Phänomen, das man sofort erkennt. Sie spielt sich im Inneren ab – und kann selbst dann auftreten, wenn Menschen von außen betrachtet nicht allein sind. Für viele Geflüchtete in Deutschland ist dieses Gefühl ein ständiger Begleiter. Die Forschung zeigt: Es ist deutlich häufiger verbreitet als in der übrigen Bevölkerung. Was ist soziale Einsamkeit? Soziale Isolation = objektiv: Wenige oder keine Kontakte Soziale Einsamkeit = subjektiv: Das Gefühl, nicht dazuzugehören oder außen vor zu sein Selbst wer Familie oder Bekannte hat, kann sich einsam fühlen, wenn das Gefühl der Einbindung fehlt. Gemessen wird soziale Einsamkeit in der Studie über die UCLA-Einsamkeitsskala. Dabei werden Fragen gestellt wie: „Wie oft fehlt Ihnen die Gesellschaft anderer?“ „Wie oft fühlen Sie sich außen vor?“ „Wie oft fühlen Sie sich sozial isoliert?“ Wie stark sind Geflüchtete betroffen? Die Daten aus 2021 zeigen: Rund 20 % der Geflüchteten fühlten sich oft oder sehr oft sozial einsam. Bei Menschen ohne Migrationshintergrund lag der Wert nur bei 6 %. Männer vs. Frauen: Rückgang bei jüngeren Männern zwischen 2016 und 2022 Zunahme bei Frauen und älteren Geflüchteten Was verstärkt Einsamkeit? Der Bericht identifiziert mehrere Risikofaktoren: Wenige oder keine Kontakte zu Deutschen Unsicherer Aufenthaltsstatus Kaum oder keine Freunde Diskriminierungserfahrungen Fehlende Einbindung in Arbeits- oder Ausbildungsumfelder Einsamkeit im Zeitverlauf Zwischen 2016 und 2022 veränderte sich das Ausmaß der sozialen Einsamkeit insgesamt nur wenig. Positiv: Bei jungen Männern ging die Häufigkeit zurück. Negativ: Bei Frauen und älteren Geflüchteten nahm sie tendenziell zu. Corona-Pandemie: Wahrscheinlich verstärkender Effekt, da Begegnungen eingeschränkt wurden. Warum das Gefühl gefährlich ist Einsamkeit ist nicht „nur“ ein unangenehmes Gefühl. Langfristig kann sie: Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen fördern Körperliche Gesundheit beeinträchtigen (Herz-Kreislauf, Immunsystem) Integration erschweren, weil Rückzug aus sozialen Räumen zunimmt Was hilft gegen soziale Einsamkeit? Gezielte Integrations- und Sprachkurse mit interaktiven Elementen Freizeit- und Kulturangebote, die Geflüchtete und Einheimische zusammenbringen Mentoren- und Patenschaftsprogramme Arbeitsmarktintegration, um regelmäßige soziale Kontakte zu schaffen Fazit: Soziale Einsamkeit ist ein stiller Integrationskiller. Sie betrifft nicht nur die Geflüchteten selbst, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wer Teilhabe fördern will, muss nicht nur Kontakte ermöglichen, sondern auch das Gefühl von Willkommen-Sein stärken.